Beratung bei Fatigue
Die Fatigue ist bei Patienten mit MPN oft sehr ausgeprägt. Umso wichtiger ist eine einfühlsame Beratung, die den Betroffenen hilft, ihren Alltag besser zu bewältigen.
Pflegende übernehmen bei der Betreuung von Patienten mit Fatigue verschiedene Aufgaben:
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Erkennen und Einschätzen der Fatigue
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Erheben der Ursachen
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Aufklärung von Patienten mit milder Fatigue. Sie sollten wissen, dass die Fatigue ein Krankheitssymptom ist und vorbeugende Maßnahmen kennen.
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Beratung zur Energieerhaltung und zum Aktivitätsmanagement bei moderater oder schwerer Fatigue
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Als „Schaltstelle“ zwischen den verschiedenen Professionen, die an der Behandlung von Fatigue mitwirken.
Es hilft den Betroffenen und ihren Angehörigen zu wissen, dass es sich um ein Krankheitssymptom handelt. So können sie die Fatigue eher akzeptieren.
Fatigue - die Lebensqualität leidet
Fatigue als Symptom
Es ist wichtig, die Patienten darüber aufzuklären, dass die Fatigue ein Symptom der MPN ist. In unserer Leistungsgesellschaft sind ständige Müdigkeit und Erschöpfung ein Makel. Ein erhöhtes Schlafbedürfnis kann als Faulheit ausgelegt werden.

Verschiedene Faktoren können die Ausprägung der Fatigue beeinflussen. Dazu zählen:
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Körperliche Aktivität
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Ernährung
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Stress
Pflegende sollten vermitteln, was eine Fatigue verstärken oder lindern kann. Im Gespräch mit den Betroffenen erfahren Pflegende auch, wo Defizite bestehen und Interventionen notwendig sind.

Patienten mit einer ausgeprägten Fatigue müssen lernen, die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit zu akzeptieren und sich realistische Ziele zu setzen. Folgende Maßnahmen helfen den Patienten, ihre Kräfte besser einzuteilen:
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Wichtige Termine, für die viel Energie investiert werden muss, möglichst im Voraus planen.
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Die Belastung des eigenen Körpers den Kraftreserven anpassen. Was über die Kraftreserven hinausgeht, verstärkt die Fatigue.
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Anstrengende Tätigkeiten bei Bedarf delegieren.
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Hobbies und soziale Aktivitäten aufrechterhalten. Sie machen Spaß und sind ein Ausdruck von Lebensqualität. Daher lohnt es sich, sie beizubehalten und die Patienten dafür zu motivieren.
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Entspannungsübungen, Yoga oder autogenes Training praktizieren. Diese Techniken helfen, Stress abzubauen und fördern die Erholung.
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Ablenkung, zum Beispiel durch Musik oder Lesen, kann erholsam sein.

Das Erschöpfungs-Niveau von Menschen mit Fatigue ist über den Tag nicht gleich hoch. Zu manchen Tageszeiten steht ihnen gefühlt „mehr Kraft zur Verfügung“ als zu anderen. Daher kann es für die Betroffenen hilfreich sein, Aktivitäten – abhängig vom „Kraftbedarf“ - auf unterschiedliche Tageszeiten zu verlegen.
Motivieren Sie Patienten, ein Fatigue-Tagebuch zu führen. Damit lassen sich die unterschiedlichen Tageszeiten erfassen. Zudem entsteht eine Übersicht über die jeweiligen Aktivitäten.
Die Aktivitäten lassen sich nach Prioritäten ordnen. Wichtige Tätigkeiten können den Tagesphasen zugeordnet werden, in denen sich der Patient besonders leistungsfähig fühlt. Unwichtige Tätigkeiten können weggelassen oder delegiert werden.

Körperliche Aktivität ist eine wichtige Strategie gegen Fatigue. Sie beginnt beim Aufstehen vom Sofa. Die Bewegung soll anregend wirken, den Betroffenen aber nicht überlasten. Empfehlen Sie zum Beispiel kleinere Spaziergänge.
Der Patient sollte leicht ins Schwitzen kommen. Abhängig von der individuellen Leistungsstärke kann sich das angemessene Maß an körperlicher Aktivität von Betroffenem zu Betroffenem unterscheiden.
Bewegung in der Gruppe wirkt für viele Menschen motivierender und macht häufig mehr Spaß. Weisen Sie Patienten auf Krebssportgruppen hin, die es in vielen Städten und Gemeinden gibt.

Eine ausgewogene Ernährung gewährleistet ein Gleichgewicht zwischen Kalorienverbrauch und Kalorienzufuhr und versorgt den Körper mit allen essentiellen Nährstoffen.
Im Rahmen einer Krebserkrankung können veränderte physiologische Prozesse dieses Gleichgewicht stören.
Zudem erlauben vielfach pathologische Veränderungen keine normale Ernährung. Bei der MF ist dies die vergrößerte Milz. Sie verkleinert das Magenvolumen und führt so zu einem schnelleren Sättigungsgefühl. Die Folge ist häufig Mangelernährung, die mit einem Gefühl von Schwäche und Erschöpfung einhergeht.
Daher wirken sich Maßnahmen gegen Mangelernährung auch positiv auf eine Fatigue aus.

Eine Krebserkrankung bedeutet für die Betroffenen Stress.
Zahlreiche Termine, die Behandlung selbst, aber auch organisatorische Dinge, die erledigt werden müssen, verursachen psychischen Druck. Hinzu kommt die Belastung durch Gedanken rund um die eigene Vergänglichkeit, die finanzielle Sicherheit oder Sorgen um die Familie. Dieser Stress kann müde machen und Patienten den Schlaf rauben.
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Stellen Sie Patienten verschiedene Möglichkeiten vor, Stress abzubauen. Geeignet sind z.B. Mind-Body-Programme, in denen die Achtsamkeit auf die eigene Person im Vordergrund steht. Auch Yoga oder Qi-Gong tragen zur Stressreduktion bei.
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Vermitteln Sie bei Bedarf den Kontakt zum Psychoonkologen. Im Gespräch kann dieser den Patienten aufzeigen, wie sie am besten mit negativen Gedanken umgehen.
Wie sehr ein Patient unter psychosozialem Stress leidet, lässt sich mithilfe des sogenannten Distress-Thermometers „messen“.
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Der Patient bewertet seine Belastung auf einer Skala von 0-10.
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Der Wert 0 bedeutet gar nicht belastet, 10 drückt maximale Belastung aus.
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In der Regel wird ab dem Wert 5 ein Besuch beim Psychoonkologen empfohlen.